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2. Quartal 2015

29. Juni 2015
Sie brüten immer noch
Nachdem das zweite Ei gelegt ist, beginnen die Störche mit der Brut. 32 Tage danach ist Schlupftermin für die ersten beiden Jungen, mögliche weitere folgen im Legeabstand von jeweils zwei Tagen. Was aber geschieht, wenn alle Eier nicht befruchtet sind? Das ist in diesem Jahr in meinen beiden Betreuungsgebieten gleich bei mindestens drei Paaren der Fall, und zwar in Oldau (CE), Osloß und Wagenhoff (GF). Wenn ich jetzt an den Nestern vorbeifahre wie gestern in Oldau, sehe ich: Es wird immer noch gebrütet, und das nun schon länger als zwei Monate. Die Altstörche merken nicht, dass sie auf tauben Eiern sitzen. Sie haben auch keine innere Uhr, die ihnen sagt: "Die vorgesehene Brutzeit ist abgelaufen. Es wird nichts mehr. Wir hören auf." Nein, es dauert, wie jetzt auch an diesen drei Beispielen zu sehen ist, dann doch lange Zeit, bis der Bruttrieb allmählich abnimmt und die Störche erst zeitweise und schließlich gänzlich mit dem Brüten aufhören.
 
Zwei Fragen werden mir in diesem Zusammenhang häufiger gestellt. Die erste: "Bedeutet das nicht für die Altstörche eine unheimlich große Anstrengung, wenn sie so lange ans Nest gefesselt sind, um zu brüten?" - Nein, meines Erachtens nicht. Da sich die beiden ja beim Brüten abwechseln, hat der jeweils andere genügend Zeit zur Nahrungssuche. Außerdem müssen keine Jungen gefüttert werden.
 
Die zweite Frage: "Was passiert eigentlich mit den Eiern?" Nun, wenn die tauben Eier nicht zwischenzeitlich z.B. von Krähen "entsorgt" worden sind und auch den Winter über heile bleiben, werden sie spätestens im nächsten Frühjahr vom ersten ankommenden Storch aus dem Nest geworfen.

Weitere Nachrichten aus dem Kreis Gifhorn
Erstmals überhaupt habe ich heute die Storchenjungen auf dem Nest Calberlah/Wiesen beringt. In allen Jahren zuvor war das nicht möglich, da die feuchte Wiese im Urstromtal der Aller mit schweren Fahrzeugen kaum befahrbar ist. Diesmal klappte es aufgrund der langen Trockenheit mit Hilfe eines von der Ornithologischen AG Barnbruch georderten Hubsteigers. Die drei Jungen - ein Zweitgelege des Paares! - sind nun gut sechs Wochen alt.
 
Die Isenbütteler Stauwiesen werden zur Zeit wieder gewässert. Das lockt doch viele Nahrungssuchende an. Außer einer großen Zahl von Möven und auch einigen Kiebitzen sah ich heute zwölf Weißstörche. Zwei von ihnen waren beringt. Bei dem einen handelte es sich um DEW 5X 921, das Männchen des Isenbütteler Paares, bei dem es ja kurz vor oder nach dem Schlüpfen einen Brutabbruch gegeben hatte. Die zweite Ringnummer konnte ich nicht sicher ablesen. Vermutlich handelte es sich um DEW 2T 523 - mit einem Fragezeichen bei der 5. Das wäre dann einer der beiden von 2014 in Vollbüttel beringten Jungen.
 
Im Nest auf Mast auf dem Gelände des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde wachsen tatsächlich zwei Junge heran. Lange war nur ab und zu ein einziges zu sehen. Ebenfalls zwei Junge sind im Nest auf der Kopfweide. Die drei Jungen im Nest auf dem Molkereischornstein werden sicher bald flügge sein.
26. Juni 2015
Auf Dornen gebettet - und eine falsche Schlange
Bei der gestrigen Beringung in Hoitlingen machten wir zwei bemerkenswerte Entdeckungen: Zum einen hatten die Storcheneltern für den Ausbau ihres Nestes auch Zweige vom Schwarzdorn (Schlehe) verwendet. Etliche Dornen, auf denen ja sonst der Neuntöter gern seine Beute aufspießt, ragten nach oben. Ob das für die Jungen unbedingt vorteilhaft ist, möchte ich bezweifeln.
 
Dies gilt ebenfalls für den Fund eines 40 cm langen Gummi-Dichtungsringes im Nest (siehe Foto!). Der kann ja nur durch einen Altstorch ins Nest getragen oder vielleicht sogar als Futter aufgenommen und wieder ausgewürgt worden sein. Wie dem auch sei: Dieser Ring, der zum Beuteschema "Schlange" oder auch "Aal" passt, hätte beim Verschlingen durch ein Junges durchaus zu dessen Tod führen können.
25. Juni 2015
West-Ostgefälle
In den letzten beiden Tagen habe ich weiter Jungstörche in den Nestern beringt, und zwar im Kreis Gifhorn in Ahnsen (2 Junge), Didderse (1), Hoitlingen (2), Radenbeck (1), Rötgesbüttel (2), Ummern (2) und Vorhop (2). Alle sind ungefähr um Pfingsten herum geschlüpft - zu einer Zeit, als es aufgrund der Trockenheit kaum noch Regenwürmer gab. Daher erklären sich die geringeren Jungenzahlen gegenüber den Paaren, die als Westzieher früher mit der Brut begonnen und so beim Futterangebot in den ersten Wochen noch günstige Verhältnisse hatten.
 
Den Kreis Celle hingegen hatten beizeiten von Westen her noch einige Tiefausläufer erreicht. So gab es hier für die Storcheneltern zumindest regional bessere Voraussetzungen. Dies wurde auch bei den heutigen Beringungen sichtbar, denn außer den 2 Jungen in Wolthausen waren in Wienhausen und Langlingen jeweils 3 im Nest.
 
Auffällig war in einigen Nestern der Größenunterschied bei den Jungen. In Vorhop hatte das eine Junge, das an sich wie sein Nestgeschwister gut 4 1/2 Wochen alt sein sollte, noch nicht einmal den Entwicklungsstand eines Dreiwöchigen erreicht. Auch dies schreibe ich dem knappen Nahrungsangebot zu. Weil es dafür noch zu klein war, habe ich es noch nicht beringt.
24. Juni 2015
Kreuzschnabel
"Kreuzschnabel" ist nicht nur ein Vogelname, sondern auch die Bezeichnung für eine Schnabelmissbildung bei Vögeln, wenn sich deren Schnabelhälften überkreuzen. Ursache kann eine Störung bei der Entwicklung der knöchernden Grundlage des Schnabels oder eine Schnabelverletzung im frühen Stadium sein. Normalerweise haben Vögel mit einer solchen Missbildung keine Überlebenschance, da ihnen eine für sie normale Futteraufnahme nicht möglich ist.
 
Auch bei Störchen kann eine solche Kreuzschnabel-Missbildung vorkommen. Dies war auch der Fall bei DEW 6X 757, einem von drei Jungstörchen des Jahrgangs 2010 in Klein Schwülper. Als ich sie beringte, ist mir diese Missbildung entgangen (manchmal legen Junge, die sich bei der Beringung ja tot stellen, ihren Kopf auch so, dass der Schnabel nicht zu sehen ist). Später entdeckte Georg Fiedler diesen - dann flügge gewordenen - Jungstorch in einem Storchentrupp in Sachsen-Anhalt (siehe Fotos!). Die nächste Meldung kam dann 2011 von einer Storchen-Pflegestation in Holland. Dort war der Jungstorch entkräftet eingeliefert worden, hatte es aber immerhin so weit geschafft. Fortan blieb er in der Station. 2012 verpaarte er sich - dabei stellte sich heraus, dass es sich um ein Weibchen handelte - mit einem Partner. Als Freiflieger mit Futteranschluss an die Station zogen die beiden drei Junge auf.
 
Heute kam nun mit drei Jahren Verspätung eine weitere Meldung: DEW 6X 757 wurde am 25.09. 2012 aufgrund von erheblichen Verletzungen in die Station eingeliefert und dort dann eingeschläfert. Dieses Beispiel zeigt, dass ein Storch mit Kreuzschnabel-Missbildung in menschlicher Obhut überleben kann. Es hat sogar einen Fall in Schleswig-Holstein gegeben, bei dem ein Kreuzschnabel-Storch mehrere Jahre überlebte und auch wegzog. Ihm kam zugute, dass er sich im nahegelegenen Tierpark Eekholt sein Futter abholte.

Meldungen aus dem Kreis Gifhorn
Bei den heutigen Beringungen fand ich im Nest in Giebel außer den drei Jungen auch ein (vielleicht sogar als Nahrung) eingeschlepptes halbes Wespennest und ein Plastik-Täschchen in der Größe einer Geldbörse. Hätte ein Junges das mit aufgefressen, wäre es ihm sicher nicht gut bekommen. In Kaiserwinkel waren vier Eier gewesen. Ich habe dann immer nur zwei Junge gesehen und diese nun heute beringt. In Rühen lag im Nest außer den beiden nun schon gut sechs Wochen alten Jungen auch ein unbefruchtetes Ei. Dem dritten Jungen, das am 24. Mai von den Eltern abgeworfen, dann geborgen und nach Leiferde gebracht worden war, geht es gut.

22. Juni 2015
Zwei unterschiedliche Todesfälle
Aus Wittingen kommt die Nachricht, dass die Storcheneltern seit gestern das Nest nicht mehr regelmäßig aufsuchen und sich nun schon die Krähen dort oben zu schaffen machen. Dies spricht dafür, dass das eine Junge nicht mehr lebt - denn sonst müsste bei einem Alter von knapp zwei Wochen immer ein Altstorch Wache halten. Vermutlich war das noch sehr junge Storchenpaar mit dem Brutgeschehen auch angesichts der bis dahin schwierigen Nahrungsbedingungen (keine Regenwürmer wegen der Trockenheit) überfordert.
 
In Rothemühle wurde heute Vormittag einer der vier Jungstörche direkt unter dem Nest verletzt aufgefunden und in die Pflegestation nach Leiferde gebracht. Dort zeigte sich, dass er sich einen komplizierten Splitterbruch des Beines zugezogen hatte. Da in solchen Fällen die Überlebenschance sehr gering ist und um ihn vor weiteren schlimmen Schmerzen zu bewahren, musste er eingeschläfert werden. Dieser Jungstorch war - wie seine Geschwister - schon acht acht Wochen alt, wäre also bald flügge geworden. Er wies einen guten Ernährungszustand auf. Warum er vom Nest gefallen (?) ist und ob er sich beim Sturz aus 13 Metern Höhe auf die Wiese den Beinbruch zugezogen hat (oder vielleicht im Nest - auch so was ist schon vorgekommen!), bleibt offen.
 
Beringt habe ich heute Morgen die beiden Jungen in GF-Kästorf. Im Nest lag auch noch der Rest eines unbefruchteten Eis. Dazu waren wieder die rund hundert Schüler der dortigen Grundschule gekommen. Im Anschluss daran habe ich mit den Schülern der Klassen drei und vier eine Unterrichtsstunde zum Thema "Storch" gemacht. Im Nest in Neudorf-Platendorf befand sich außer einem Jungen ebenfalls ein unbefruchtetes Ei. Im Nest Weyhausen/Süd (Hohe Horst) konnte ich drei Junge beringen, wobei die Anfahrt über die Wiese trotz der heftigen Regenfälle noch möglich war.

Die letzten sind geschlüpft - und die ersten schon flügge!
Vor fünf Tagen war der berechnete Schlupftermin für die Spätbrut in Bergfeld mit unserem Loggerstorch-Männchen DEH HH 849. Ob es geklappt hat, war gestern noch nicht klar ersichtlich, da der Altstorch im Nest längere Zeit saß. Hingegen kommt von dem in die Deponie Wolfsburg übergesiedelten Paar die Nachricht, dass mindestens zwei seiner vier Jungen bereits ihre ersten kleinen Abflüge vom Nest unternommen haben! Dies lässt auf einen Brutbeginn schon vor dem 15. März schließen. Eingetroffen waren die beiden bereits Mitte Februar - während sich das Paar in Bergfeld erst am 8. Mai endgültig für das Bleiben auf dem dortigen Nest entschieden und dann - falls es bei dem einen Ei geblieben ist - ab dem 15. Mai gebrütet hatte.
 
Wenn Störche erst im Mai mit der Brut beginnen, bekomme ich immer mal wieder besorgte Anfragen. Sie reichen von "Können die Jungen das überhaupt noch bis zum Abflug schaffen?" bis hin zu "Müßte man sie nicht besser aus dem Nest holen und in die Pflegestation nach Leiferde bringen?" Ja, können sie, nein, müsste man nicht! Meine Erfahrung ist diese: Auch wenn die anderen Störche in der Umgebung schon abgezogen sind, die Storcheneltern von später geschlüpften Jungen bleiben, bis auch ihre Jungen flügge geworden sind. Wenn diese eine gewisse Flugsicherheit erlangt haben, ziehen sie dann meist gemeinsam mit ihnen ab.
 
Weitere Informationen aus dem Kreis Gifhorn
bei der Spätbrut in Wittingen ist offensichtlich doch ein Junges im Nest. Nachdem gestern in GF-Winkel länger als eine Stunde gar kein Altstorch auf dem Nest war, ist unklar, ob das eine wohl knapp zwei Wochen alte Junge überhaupt noch lebt. Aus Hahnenhorn gibt es Erfreuliches zu berichten: Es sind sogar drei Junge im Nest.


20. Juni 2015
Beringungserfahrungen - und eine Gewölleuntersuchung
Gestern habe ich im Kreis Celle zwei Beringungen durchgeführt. Normalerweise stellen sich die Jungen (im Alter zwischen vier und sechs Wochen) im Nest dabei tot. Nur an ihren Augen sieht man, dass sie dennoch alles mitbekommen. Um den Stressfaktor für die Jungen möglichst gering zu halten, lege ich mittlerweile gleich am Anfang eine Jacke über ihre Köpfe. Meine Erfahrung: Wenn die Jungen nichts mehr sehen, rühren sie sich gar nicht mehr.
 
Anbei zwei von P. Kruska (FFW Celle) aufgenommene Fotos von der Beringung in Hohne. Die beiden Jungen unterscheiden sich schon seit langem doch sehr in der Größe, so dass man zuweilen bei der Übertragung das kleinere Junge hinter dem größeren kaum erkennt (Webcam über www.gemeinde-hohne.de). Bei der Beringung wird das Nest immer auch auf Fremdkörper untersucht. Fanden wir dort im Vorjahr ein Plüsch-Schwein und einen Spanngurt, war es in diesem Jahr eine ca. 20 cm lange, 4 mm breite runde Gummischnur. Wenn die ein Junges als vermeintliche Schlange oder Riesen-Regenwurm verschlungen hätte, hätte das böse Folgen haben können.
 
In Thören lagen etliche Gewölle auf und einige auch unter dem Nest. Mit diesen Gewöllen würgen die Alt- und ab ca. drei Wochen auch die Jungstörche unverdauliche Nahrungsreste wieder aus. Die Untersuchung eines solchen Gewölles ergab: es bestand aus Mäusefell (ohne Knochen!), Käfer-Flügeldecken, zwei kleinen Steinen und einer kleinen Bierglasscherbe (!). Was die Steine betrifft, brauchen Störche sie offensichtlich zur Bearbeitung des Futters im Magen. Ob die Bierglassscherbe von ihnen auch unter diesem Aspekt gefüttert und gefressen wurde, bleibt unklar. In jedem Fall hätte das aufgrund der spitzen/scharfen Enden ebenfalls ein schlimmes Ende nehmen können.
18. Juni 2015
Weitere Brutabbrüche und Jungenreduzierungen
Länger als ein halbes Jahrhundert hatten in Hambühren (CE) keine Störche mehr gebrütet. Nun wurde dort gleich im ersten Jahr eine neue Nisthilfe angenommen. Am 2. Mai erschien ein Paar, am 10. Mai war Brutbeginn, ab dem 11. Juni wurde gefüttert. Vier Tage darauf wurde nur noch ein Altstorch auf dem Nest gesichtet, seit Dienstag keiner mehr. Offensichtlich war das noch sehr junge Paar mit der Situation überfordert gewesen. Die schlechten Nahrungsbedingungen (wegen der Trockenheit keine Regenwürmer) für jetzt geschlüpfte Junge mögen dabei mit eine Rolle gespielt haben. Außerdem hatte sich das Männchen nur eingeschränkt am Brutgeschäft beteiligt. Nach dem Tod der Jungen war der Bruttrieb der Eltern erloschen. Junge Erstbrüter verlassen daraufhin nicht selten den Standort und schließen sich Nichtbrütertrupps an, die durch die Lande ziehen. Ältere verwaiste Paare hingegen bleiben auch dann auf ihrem Nest oder zumindest in ihrem Brutrevier.
 
Nach Oldau (CE), Osloß und Wagenhoff wird vermutlich auch in Wittingen auf tauben Eiern gebrütet. Das neue Weibchen ist vier Jahre alt. Im Vorjahr hatte es einen erfolglosen Brutversuch mit einem da erst zweijährigen Männchen in Adelheidsdorf (CE) unternommen.
 
Weitere Nachrichten aus dem Kreis Gifhorn
 
In Westerholz bearbeitete gestern das erfahrene Weibchen längere Zeit ein gut eine Woche altes Junges mit dem Schnabel und versuchte es anschließend aufzufressen. Als dann das Männchen eintraf, flog sie ab. Nun ist nur noch ein lebendes Junges im Nest. Auch bei der Spätbrut in GF-Winkel wurde ein Junges gesichtet. Das erstmals brütende Männchen nahm nach dem Aufstehen keinen Blick- oder Schnabelkontakt zu dem Jungen auf und setzte sich nach 20 Minuten wieder. Zwei Junge sind es derzeit doch in Betzhorn und (mindestens) in Hahnenhorn.
13. Juni 2015
Angeborenes Brutverhalten
Den Storcheneltern hat niemand vorher gezeigt, wie sie sich bei der Brut verhalten sollen. Ihr Verhalten dabei ist ihnen angeboren. Dies bedeutet aber nicht, dass gleich alles von Beginn an perfekt ist. Manches muss auch erst eingeübt werden. Darum haben erfahrene Storcheneltern eine größere Chance, ihre Brut hoch zu bekommen, als dies bei jungen Erstbrütern der Fall ist.
 
Auf dem Nest in Winsen (CE) stand heute das neue, erst zwei Jahre alte Weibchen und bewachte das zehn Tage alte Junge. Um 11:00 Uhr begann es zu regnen, erst ein wenig, dann kräftiger. Diese Situation war für das Weibchen neu, denn in den letzten Wochen hatte es nicht mehr geregnet. Eigentlich hätte es sich sogleich schützend auf das Junge setzen müssen. Aber sie war doch etwas unsicher, rückte hin, rückte her. Das Junge schien den (warmen) Regen zu genießen und dachte nicht daran, sich hinzulegen. Doch dann gab sich das Weibchen einen Ruck, kassierte mit angewinkeltem linken Flügel das Junge und setzte sich zugleich. Geschafft! Das Junge war geborgen. Leider hörte der Regen bald wieder auf.
 
Der erste Regen nach der langen Trockenheit war sehnsüchtig erwartet worden, fiel aber regional unterschiedlich doch sehr dürftig aus. Ob es gereicht hat, um die Regenwürmer zu aktivieren, wieder nach oben zu kommen und somit von den Storcheneltern wieder erbeutet zu werden? Auf einer kleinen Rundreise durch den Kreis Gifhorn fiel mir auf, dass nahezu alle Elternstörche unterwegs waren, darunter auch die mit Jungen, die unter drei Wochen alt sind.
 
Aktuelle Meldungen aus dem Kreis Celle
Nachdem nun auch in Hambühren Junge geschlüpft sind, gibt es zur Zeit Storchennachwuchs in 13 der 15 Nester, in denen gebrütet wurde. Lediglich Jeversen (Brutabbruch nach dem Schlüpfen der Jungen) und Oldau (wieder taube Eier) sind bisher ausgefallen.
 
Im Kreis Gifhorn
... sind offensichtlich in Wittingen und wohl auch in Hahnenhorn Junge geschlüpft. Zu den Paaren, die auf tauben Eiern brüten, muss nach Wagenhoff nun auch das in Osloß zählen. Offen bleibt, was aus der erst am 16. Mai begonnenen Spätbrut in Bergfeld wird. Noch läuft alles normal ab.
10. Juni 2015
Taube Eier
Nachdem das Nest in Oldau (CE) sieben Jahre lang nicht besetzt war, siedelten sich dort 2009 wieder Störche an. Allerdings blieb das Paar ohne Nachwuchs. Nachdem die beiden weit über die erforderliche Zeit hinaus vergeblich gebrütet hatten, stand fest: Die Eier mussten unfruchtbar sein. Inzwischen sind sechs Jahre vergangen, und in jedem Jahr - mit Ausnahme von 2013 - schlüpften keine Junge. Auch in diesem Jahr ist es wieder so. Am 22. Mai wäre Schlüpftermin gewesen. Doch von Jungen ist nichts zu sehen. Es wird immer noch gebrütet. 2011 habe ich mal die Eier geborgen. Die Untersuchung damals ergab: Sie waren nicht befruchtet.
 
Was mag die Ursache für die tauben Eier sein? Liegt sie beim Männchen oder Weibchen? Da wir in Oldau in diesen sieben Jahren mindestens drei verschiedene Männchen hatten (davon zwei beringte), kann nur das unberingte Weibchen die Konstante sein. Allerdings: 2013 muss ein anderes Weibchen gebrütet haben. Was nun der Grund für die unbefruchteten Eier ist, bleibt offen. Für die nächsten Jahre bedeutet das: Solange dieses Weibchen zurückkehrt und hier brütet, wird es in Oldau keinen Storchennachwuchs geben.
 
In anderen Fällen ist der Grund für taube Eier im Nest klar. Entweder sind beide Partner oder zumindest einer noch nicht ganz brutreif - so geschehen beispielsweise 2011 in Dannenbüttel und 2014 in Rothemühle, wo ohne Erfolg über die Zeit hinaus gebrütet wurde. 2015 trifft dies wohl auch auf Wagenhoff zu. Wenn allerdings außer lebendigen Jungen auch ein oder mehrere taube Eier im Nest sind - wie in diesem Jahr u.a. in Ausbüttel/Siedlung -, ist die Ursache wohl, dass Eier schon gelegt wurden, bevor der Befruchtungsvorgang wirksam geworden war.
 
Aktuelle Informationen aus dem Kreis Celle
 
Inzwischen wird nach Celle/Stadt auch in Winsen und Bannetze gefüttert. Somit ist bei den 15 Paaren, die alle zur Brut geschritten waren, nur noch in Hambühren offen, ob auch bei der dortigen Neuansiedlung Junge schlüpfen werden. Termin ist um den 12. Juni herum.
 
Besuchsstörche halten sich gegenwärtig in Altencelle-Burg und in Adelheidsdorf auf. Dort konnte ich am Freitag DEW 1T 649, einen Partner des vorjährigen Nichtbrüterpaares, ablesen. Da dieser nun dreijährige Storch jetzt aufgetaucht ist, hat es für ihn auch in diesem Jahr noch nicht zur Brut gereicht.
9. Juni 2015
Trockenheit führt zu Futtermangel
Schon lange hat es bei uns nicht mehr oder nur minimal geregnet. Das erschwert die Nahrungssuche der Storcheneltern, deren noch kleine Jungen vor allem auf Regenwürmer angewiesen sind. Allein gestern musste ich an drei Standorten im Kreis Gifhorn feststellen, dass von den vor der großen Hitze am Donnerstag und Freitag jeweils drei Jungen nun nur noch zwei lebten. In Wahrenholz versuchte auf dem Rasen an der Kirche eine Katze einem abgeworfenen toten Jungen (11 Tage alt) etwas Nahrhaftes abzugewinnen. In Ummern hatte ein Altstorch ein schon kompakteres 17 Tage altes totes Junges bis an den Nestrand gezogen. Dort verhakte es sich dann im Gezweig. Bei dem Wetter wird davon bald kaum noch etwas übrig sein.
 
Auch in Hoitlingen waren nur noch zwei der zuvor drei Jungen zu sehen. Bei einer Fütterung beobachtete ich, dass das eine gierig fraß, während das andere daneben fast nur zuschaute. Erst ganz zum Schluss erwischte es dann doch noch einen Happen. Die Überlebensprognose ist so nicht sehr günstig. Übrigens sind hier schon seit einigen Tagen beide Eltern gleichzeitig auf Nahrungssuche, obwohl die Jungen noch keine drei Wochen alt sind.
 
Lediglich ein Junges ist - wie zuvor schon in Ausbüttel, Knesebeck, Leiferde/Mast, Radenbeck und Neudorf-Platendorf - im Nest am Otterzentrum in Hankensbüttel. In Rötgesbüttel indes stellte sich nun heraus, dass dort doch zwei Junge sind.
 
Bei den schon älteren Jungstörchen ist der Nahrungsmangel nicht so gravierend, weil sie jetzt mit Mäusen gefüttert werden, und davon scheint es in diesem Jahr ausreichend zu geben. Im Nest auf dem Forsthaus Giebel hat es offensichtlich trotzdem nicht für alle vier Jungen gereicht. Nun sind es noch drei (fast vier Wochen alt). Auch in Wesendorf war ja die Jungenzahl von vier auf drei geschrumpft.
 
Ein kurzes vorläufiges Fazit: Nachdem die Jungenzahl bei den Frühbrütern zunächst auf einen neuen Rekord hindeutete, findet nun doch immer mehr eine erhebliche Reduzierung statt. Die wird sich wohl noch weiter fortsetzen, wenn es nicht bald mal wieder regnet.
6. Juni 2015
Frühbrüter (bisher) im Vorteil
Viele Westzieher unter den Weißstörchen überwintern bereits in Spanien. Sie treffen dann schon ab dem letzten Februardrittel wieder bei uns ein und beginnen auch als erste mit der Brut - in diesem Jahr in den Kreisen Celle und Gifhorn ab dem 25. März (Rothemühle). In fast allen dieser Nester sind derzeit 3 bis 4 Junge. Offensichtlich war es für sie in den ersten Wochen noch nicht zu trocken, so dass die Eltern vor allem genügend Regenwürmer fanden. Und zwischenzeitlich wurde nun viel gemäht. Es bleibt nur zu hoffen, dass es bei ihnen nicht noch wie in den beiden Jahren zuvor große Verluste durch kalten Dauerregen u.a. gibt.
 
Anders verhält es sich bei den Ostzieherpaaren, deren Junge um Pfingsten herum geschlüpft sind. Bei ihnen gibt es zur Zeit auch etliche Dreier und zwei Vierer, aber bereits in fünf Nestern ist nur noch ein Junges. Da es zwischendurch nur ganz wenig geregnet hat, wird es für die Jungen, die in letzter Zeit geschlüpft sind oder die in den nächsten Tagen schlüpfen, nicht einfacher werden.
 
Beobachtungen bei meinen heutigen Beringungen im Kreis Gifhorn
 
Nachdem in Wesendorf vor fünf Tagen noch alle vier Jungen zu sehen waren, fand ich heute drei lebende und die Überreste des vierten. Dies zeigt mal wieder: Auch Junge im Alter von fünf Wochen und darüber hinaus können noch sterben, insbesondere dann, wenn die Nahrung nicht ausreicht.
 
In Ausbüttel/Siedlung war von Anfang an nur ein Junges beobachtet worden. In früheren Jahren gab es hier oft drei flügge Junge. Den Grund für das diesjährige niedrige Ergebnis fand ich im Nest. Darin befanden sich außer dem Jungstorch auch noch zwei taube (unbefruchtete) Eier. Dieses eine Junge muss dem Elternstorch auf dem Nest doch sehr ans Herz gewachsen sein. Statt beim Nahen der Drehleiter abzufliegen, wie es normalerweise der Fall ist, setzte sich dieser Storch neben sein Junges ins Nest - und suchte erst im letzten Moment dann doch das Weite.
 
Von anfangs fünf Jungen im Nest von "Fridolin" und "Friederike" im Nest auf dem Molkereischornstein in Leiferde konnten nun die drei übrig gebliebenen beringt werden. Aus luftiger Höhe war zu sehen, dass sich im anderen Nest auf dem Mast ein etwa zwölf Tage altes Junges befand. Das Merkwürdige bei dieser Brut: Es ist eigentlich fast immer nur ein Altstorch zu sehen. So auch heute - und der verließ dann auch noch zweimal das Nest mit dem Jungen, drehte einige Runden und kehrte dann zurück.
 
Das Paar aus Klein Schwülper war ja in diesem Jahr nach Rothemühle umgezogen. Bisher hatte ich immer drei Junge gesehen. Bei der Beringung stellte ich fest: Es sind sogar vier - und das, obwohl das Weibchen DEW 3X 631 anfangs mit einer Beinverletzung gehandicapt war, diese aber offensichtlich gut überstanden hat.
2. Juni 2015
(Noch) nicht ganz geschafft
Eine der spannenden Fragen für diese Storchensaison im Kreis Gifhorn ist: "Wie verläuft der weitere Weg von DEW 5X 921?" Dieses Storchenmännchen hatte nach dem Schlüpfen sieben Jahre in einem Zoogehege in Hessen gelebt. Dann kam es nach Leiferde. Nachdem seine zuvor beschnittenen Flügel nachgewachsen waren, konnte es erstmals in seinem Leben frei fliegen. Es löste sich von der Pflegestation, besuchte Storchennester in der Umgebung. Es blieb dann in Isenbüttel und fand eine Partnerin. Die beiden schritten am 22. April zu Brut. Gestern nun stellte ich fest, dass kein Altvogel auf dem Nest war. Schon am Wochenende waren, wie ein Beobachter vor Ort mittelte, beide auf eine frisch gemähte Wiese geflogen. Es ist also ein Brutabbruch erfolgt - ob vor oder nach dem Schlüpfen von Jungen, ist nicht mehr festzustellen. DEW 5X 921 hat bewiesen, dass ein Storch, nach sieben Jahren Gefangenschaft in die Freiheit entlassen, selbständig ohne Zufütterung überleben, einen Partner finden und brüten kann. Ob er dann letztlich mit dem Brutgeschäft noch überfordert war oder andere Gründe wie taube Eier oder eine zu junge Partnerin zum Brutabbruch führten, bleibt offen.
 
Weitere Nachrichten aus dem Kreis Gifhorn
 
Zur Zeit sind in drei Nestern je vier Junge, und zwar in Giebel, Hülperode und Wesendorf. Gefüttert wird inzwischen auch in Didderse, Hankensbüttel, Kaiserwinkel, Leiferde/Mast und -Gehege, sowie Wahrenholz. Ein weiterer Brutabbruch um den Termin herum, an dem die Jungen schlüpfen sollten, ist in Wasbüttel erfolgt.
 
In Radenbeck ist auch nach dem Abwurf von drei Jungen noch ein weiteres im Nest. In den vier Orten, in denen die Storchenpaare als letzte mit dem Brüten begonnen hatten (GF-Winkel 04. Mai, Westerholz 05. Mai, Wittingen 06. Mai und Bergfeld 16. Mai), wird weiterhin gebrütet.
 
Im Kreis Celle gilt dies auch für Winsen (01.Mai), Celle/Stadt (05. Mai), Bannetze (06. Mai) und Hambühren (10. Mai).
31. Mai 2015
Nachgelege mit mindestens drei Jungen
Im Kreis Gifhorn habe ich im Nest Weyhausen Süd/Hohe Horst mindestens drei rund zehn Tage alte Junge gesehen. In Ummern hob ein Junges den Kopf, in GF-Kästorf waren es zwei. Es können natürlich noch mehr sein. Eine traurige Nachricht kommt aus Radenbeck: Heute morgen wurden drei schon ein paar Tage tote Junge unter dem Nest gefunden. Da ein Altstorch ständig auf dem Nest ist, ist davon auszugehen, dass noch mindestens ein Junges lebt.
 
Im Kreis Celle fällt im per Webcam einzusehenden Nest auf der Kirche in Hohne auf, dass das eine von den ursprünglich drei Jungen wesentlich größer ist als das andere. Im Nest auf dem Kloster Wienhausen sah ich bei der Fütterung, dass zwei knapp zehn Tage alte Junge schon mit einem helleren Köpfchen doch etwas vom Altstorch bevorzugt wurden. Der würgte das Futter nämlich an einer Stelle vor ihnen so aus, dass ein kleinerer dritter mit noch dunklerem Köpfchen Mühe hatte, auch etwas zu erhaschen. In Nienhagen und Großmoor sind weiterhin drei Junge.
30. Mai 2015
Beginn der Beringungen
Gestern fanden die ersten meiner diesjährigen Beringungen statt. In Altencelle waren es vier, in Hornbostel (CE) drei Storchenjunge - siehe Foto! - jeweils im Alter von gut einem Monat. Bemerkenswert ist, dass die Jungen sich dabei tot stellen (Akinese). Das ist ihr natürlicher Schutz gegen Feinde. Bei der Beringung kann ich mir darum normalerweise die Jungen problemlos so zurechtlegen, dass ich bei ihnen den zweiteiligen Ring oberhalb des Knies zusammendrücken kann. Dies geschieht in geraden Jahren über dem rechten Knie, in ungeraden über dem linken. Für jemanden, der mit dabei ist und erstmals ein Storchennest von oben sieht, ist meist verblüffend, dass es nicht etwa in der Mitte eine tiefe Kuhle hat, sondern nahezu eben ist. Der Eindruck einer Kuhle entsteht durch den schrägen Blickwinkel von unten. Darum ist die einmal in die Welt gesetzte und fortan immer wieder zitierte Aussage, dass bei stärkeren Regenfällen die Jungstörche im Nest ertrinken, eine "Ente". Vielmehr verklammen bei kaltem Dauerregen vor allem nicht mehr von den Eltern zugedeckte Junge und sterben dann innerhalb kurzer Zeit.
 
Drei wichtige Gründe für die Beringung von Weißstörchen
 
  1. Ein Storch, dessen Herkunft und Lebenslauf aufgrund seiner Beringung erkennbar ist, fördert das Interesse am ihm - und damit auch die Bereitschaft, für seinen Schutz und Lebensraum einzutreten.

  2. Ein verletzt oder tot aufgefundener Brutstorch mit Ring kann leichter einem Nest zugeordnet werden, so dass gegebenenfalls noch die Chance besteht, seine Brut zu bergen. Gehört er zu keinem der Nester, kann dort Entwarnung gegeben werden.

  3. Die Storchenberingung ermöglicht wichtige Erkenntnisse über Nahrungsflächen und Zugwege mit bestehenden Gefahren.
27. Mai 2015
Entwarnung in Ummern
Gestern Abend kam aus Ummern (GF) von dortigen Beobachtern die Meldung, sie hätten den Eindruck, es sei nur noch ein Storch da, und manchmal sei das Nest sogar ganz leer. Da nach meiner Berechnung fünf Tage zuvor Junge geschlüpft sein mussten, konnte das deren akute Gefährdung bedeuten - oder sie waren bereits tot. Ich habe es bereits mehrfach und auch in diesem Jahr (Parsau) erlebt, dass ein Brutstorch mit einem Male verschwunden war und nicht wieder gekommen ist. Außerdem kenne ich mehrere Fälle, in denen sich ein noch zu junger Brutstorch kaum am Brutgeschehen beteiligte. Dies führte 2012 in Ahnsbeck (CE) dazu, dass die nicht geschützten zwei Wochen alten Jungen nach längerem Regen starben, weil das Weibchen in der Zeit allein auf Nahrungssuche war. Im gleichen Jahr schaffte es bei günstigeren Wetterbedingungen das Weibchen in Ettenbüttel (GF), letztlich zwei Junge nahezu allein aufzuziehen. Übrigens: Beide da noch nicht so ganz brutreifen Männchen brüteten dann im Folgejahr problemlos mit Erfolg.

In Ummern stellte ich heute Vormittag fest: Ein Storch steht auf dem Nest. Da dann auch mal ein sich empor reckendes Köpfchen zu sehen war, bedeutete dies: Es ist Leben im Nest. Dann setzte sich der Elternstorch hin - und war von außen kaum noch sichtbar. Nur dank meines Spektivs mit 75facher Vergrößerung konnte ich ein wenig von seinem weißen Kopf entdecken. Somit war klar, warum die anderen Beobachter den Eindruck hatten, es sei zeitweise gar kein Elternstorch mehr im Nest. Nach einiger Zeit kam dann auch der zweite Storch. Mit Ablösung und Fütterung lief alles normal - und ich konnte erleichtert weiter fahren.
24. Mai 2015
Drohnen und Rinderherz, geschnitten ...
Dieses leckere Mahl bekam heute Abend ein Storchenjunges in der Pflegestation Leiferde vorgesetzt. Das ließ sich nicht lange bitten und begann sofort, das pfingstliche Festessen hinunter zu schlingen. Offensichtlich hatte es großen Hunger.
 
Dem vorangegangen war dieses: In Rühen (GF) war am Spätnachmittag ein etwa zwei Wochen altes Junges von einem Elternteil aus dem Storchennest geworfen worden. Es überlebte den Sturz aus fast 15 m Höhe, weil ein darunter stehender Busch den Aufprall abfing. Da Busch und Fundort aber drei Meter entfernt von der Dachrinne waren, ist davon auszugehen, dass das Junge vom Elternteil am Hals gepackt und kurz nach dem Abflug über dem Busch dann fallen gelassen wurde. Ein ähnliches Geschehen habe ich vor einigen Jahren schon mal in Didderse erlebt.
 
Als ich den Storch eine Stunde später in Rühen abholte, war er erstaunlich munter. Bei einer Erstuntersuchung dann in Leiferde konnten keine äußerlichen Verletzungen festgestellt werden. Somit sind die Chancen, dass er den Abwurf überlebt, erst mal gegeben.
 
In diesen Tagen wird in so manchem Storchennest die anfängliche Jungenzahl reduziert. Am Samstag fraß in Thören (CE) der Storch im Nest ein etwa fünf Tage altes Junges auf. Im Nest in Hohne (CE) sehe ich statt der anfangs drei momentan nur noch zwei Junge. Dies alles ist auch "Natur", denn im Schnitt werden bei den Weißstörchen von den zunächst geschlüpften durchschnittlich etwa vier Jungen lediglich gut die Hälfte letztlich flügge. Natürlich spielt in diesem Jahr auch eine Rolle, dass aufgrund der langen Trockenheit ein Nahrungsmangel insbesondere an Regenwürmern herrscht.
23. Mai 2015
Loggerstorch DEH HH 849 - Zug und Ansiedlung
DEH HH 849 überwinterte im Tschad und flog auch von dort aus zurück (während der Kaiserwinkeler Loggerstorch zwar auch erst im Tschad war, sich dann aber auch lange im Sudan aufhielt- siehe Karte am 11. Mai!) Als er dann am 11. April zu seinem vorjährigen Brutort Vorhop zurück kam, fand er das Nest schon von einem Konkurrenten besetzt. Der erwies sich als stärker. In den nächsten 25 Tagen durchstreifte DEH HH 849 auf der Suche nach einem neuen Nest ein Gebiet von rund 800 qkm zwischen der Linie Bad Bodenteich-Dähre im Norden und Isenbüttel-Oebisfelde im Süden. Schwerpunkte waren dabei zunächst die weitere Umgebung von Vorhop, dann nördlich von Wolfsburg und schließlich der Bereich Drömling.



Erst am 5. Mai wurde er dann mit Partnerin sesshaft in Bergfeld, vier km entfernt von seinem früheren Brutstandort Parsau. Inzwischen wird gebrütet. Bei der Nestkontrolle lag am 15. Mai dort ein Ei im Nest.



In Kaiserwinkel beim anderen Loggerstorch waren es vier.
21. Mai 2015
Junge schlüpfen
Drei Eier hatte ich wegen Ausfalls eines Brutstorches aus dem Nest in Parsau/Ort (GF) geborgen und nach Leiferde gebracht. Im dortigen Brutapparat sind nun pünktlich an den berechneten Terminen 18. und 19. Mai die drei Jungen geschlüpft. Da der zweite Storch in Parsau nicht mehr zurückgekehrt ist und das vierte Ei nun nicht mehr bebrütet wird, ist ein späteres Wiedereinsetzen der Jungen in Parsau nicht möglich. Übrigens: Es ist erstaunlich, zu welcher Größe sich ein Storchenküken gleich nach dem Schlüpfen bereits entfalten kann - und wie kräftig es schon am ersten Tag klappert!
 
Im Nest Calberlah/Wiesen (GF) hatte es nach dem Brutabbruch ein Nachgelege gegeben. Gestern konnte ich erstmals beobachten, dass - noch ganz wenig - gefüttert wurde. Dies bedeutet, dass das Nachgelege am 18. April und damit ca. drei Wochen nach dem ersten Brutbeginn angefangen wurde.
 
Ebenfalls gefüttert wird nun auch in Rühen (GF, Alter wohl knapp eine Woche), seit gestern möglicherweise auch in Rötgesbüttel (GF) und in Wienhausen (CE).

Junge sterben
Nachdem die mindestens zwei Jungen in Jeversen (CE) zwölf Tage lang normal gefüttert worden waren, stellten am Dienstag die Eltern die Fütterung ein und flogen gegen Abend auch erstmals wieder beide gleichzeitig vom Nest. Eine gestrige Nachprüfung per Drohne ergab: Keine Jungen mehr im Nest. Unter dem Nest wurde auch nichts gefunden. Das Geschehen bleibt rätselhaft, zumal vor drei Jahren das Gleiche schon mal passiert ist. Futtermangel könnte eigentlich nicht die Ursache für den Totalverlust sein. Unerfahrenheit der Eltern ist nicht völlig ausgeschlossen: Das beringte Weibchen hatte zwar in den letzten beiden Jahren hier erfolgreich gebrütet, das unberingte Männchen aber könnte neu sein. Auch denkbar: Todesursache Aspergillose (Schimmelpilzerkrankung der Atemwege). Da ein Altstorch zuvor noch längere Zeit im Nest gesessen hatte, ist davon auszugehen, dass es da noch nicht völlig leer war. Unklar bleibt in jedem Fall, wieso in beiden Fällen einen Tag später die Jungen spurlos verschwunden waren.
 
In Weyhausen/West (GF) konnte ich gestern beobachten, wie das Weibchen nach längerem Sitzen aufstand, sich im Nest zu schaffen machte, dann ein Junges am Hals packte und aus dem Nest warf. Das war, wie ich sogleich feststellte, frischtot aufgrund der durch den mütterlichen Schnabel zugefügten Verletzungen. Die anderen beiden Jungen erfreuen sich guter Gesundheit. Bei dem dritten handelte es sich um das Nesthäkchen, das aber gut im Futter war. Für die fünfjährige Störchin ist es die erste - nachgewiesene - Brut, für das vierjährige Männchen bereits die dritte (beide vorherigen mit Erfolg). Möglicherweise spielt also Brutunerfahrenheit des Weibchens eine Rolle, Nahrungsmangel könnte es auch sein.

Junge wachsen
Bei den schon etwas älteren Jungen waren in den letzten Tagen fast keine Verluste zu beobachten. So zählte ich gestern weiterhin vier Köpfe in Wesendorf und Altencelle, drei in Leiferde/Schornstein, Rothemühle, Vollbüttel, Hohne und Hornbostel, zwei in Weyhausen/West und Nienhagen und einen in Ausbüttel. In Großmoor könnten es erst mal vier sein und in Hülperode mindestens drei.
 
Nicht ganz eindeutig ist die Nahrungssituation. Vielerorts hat es ja schon länger nicht oder kaum geregnet, so dass das Erbeuten von Regenwürmern, der Hauptnahrung für die Jungen in den ersten Wochen, doch schwierig sein/werden könnte.
18. Mai 2015
Der 17. Mai
... ist Stichtag bei der Weißstorchzählung. Als Horst- (oder Nest-) Paar zählt, wenn es in der Zeit vom 16. April bis 15. Juni mindestens vier Wochen ständige Nestbindung hat. Paare, die nach dem 17. Mai eintreffen, können dies nicht mehr erreichen. Sie sind, wenn sie dann an mindestens fünf aufeinanderfolgenden Tagen Nestbindung haben, Besuchsstörche. Auf diese Weise werden Doppelzählungen vermieden. In der Gesamtstatistik zählen nur die Horstpaare, egal ob mit Bruterfolg oder ohne.
 
Im Kreis Gifhorn gab es 2014 mit 44 Horstpaaren die höchste Storchenzahl seit 1958. 2015 kann dieses Ergebnis fast wieder erreicht werden. Gegenwärtig haben sich 42 Paare niedergelassen. Nicht besetzt sind: das Nest in Klein-Schwülper (das Paar ist nach Rothemühle umgezogen), in Neuhaus (Spannungsfeld Triangel - Dannenbüttel) und seit vielen Jahrzehnten erstmals in Lüben (nachdem ein Storch dort etliche Wochen vergeblich auf einen Partner gewartet hatte, ist er weitergeflogen). Dagegen erstmals mit einem Paar besetzt ist die neue Nisthilfe in GF-Winkel.
 
Im Kreis Celle ist das Ergebnis von 2014 mit 15 Horstpaaren wieder erreicht. Nicht besetzt ist das Nest in Adelheidsdorf (das vorjährige junge Nichtbrüterpaar brütet nun mit jeweils neuem Partner weit weg von Celle). Dagegen erstmals besetzt ist die neue Nisthilfe in Hambühren.

Junge wachsen
Bei den schon etwas älteren Jungen waren in den letzten Tagen fast keine Verluste zu beobachten. So zählte ich gestern weiterhin vier Köpfe in Wesendorf und Altencelle, drei in Leiferde/Schornstein, Rothemühle, Vollbüttel, Hohne und Hornbostel, zwei in Weyhausen/West und Nienhagen und einen in Ausbüttel. In Großmoor könnten es erst mal vier sein und in Hülperode mindestens drei.
 
Nicht ganz eindeutig ist die Nahrungssituation. Vielerorts hat es ja schon länger nicht oder kaum geregnet, so dass das Erbeuten von Regenwürmern, der Hauptnahrung für die Jungen in den ersten Wochen, doch schwierig sein/werden könnte.
17. Mai 2015
Kronismus
... ist der aus der griechischen Mythologie stammende Fachbegriff, wenn Eltern ihre Kinder auf(fr)essen. Dort hatte der Titan Kronos alle seine Kinder verschlungen (nur Zeus überlebte). Bei Störchen kommt Kronismus nicht selten vor und wird aufgrund der Webcam-Überwachung zahlreicher Storchennester inzwischen auch immer häufiger beobachtet. Manchmal tötet ein Altstorch das Junge und frisst es dann auf, manchmal schlingt er auch ein zuvor gestorbenes Junges herunter - sofern es nicht schon zu groß ist.
 
In Nienhagen (CE) wurden unsere Beobachter vor Ort heute Zeuge, wie ein Altstorch sich mühte, ein totes Junges aufzufressen. Da dieses aber in einem Alter von ca. 12 Tagen schon ein ziemlicher Brocken war, dauerte es seine Zeit, bis es endlich gänzlich verschlungen war.
 
Wir dürfen ein solches Geschehen nicht vermenschlichen. Störche haben keine persönliche Beziehung zu ihren Jungen. Verhalten diese sich anders als "normal", kann das ein Tötungsgrund sein, ebenfalls, wenn die Nahrung nicht für alle ausreicht. Ein toter Jungstorch ist für seine Eltern nicht mehr ihr Kind, sondern ein totes Stück Fleisch/Aas, das der Nahrung dienen kann oder sonst als Fremdkörper aus dem Nest geworfen wird.
 
Nachrichten aus dem Kreis Gifhorn
In Parsau/Ort ist der vermisste Brutstorch auch nach drei Tagen nicht wieder aufgetaucht. Zwei Tage lang hat sein Partner das ab gestern nur noch eine Ei weiter bebrütet. Heute hat er dann zur Nahrungsaufnahme mehrfach das Nest verlassen.
 
In Dannenbüttel stand heute neben dem Männchen auch wieder seine diesjährige Partnerin. Deren Rückkehr nach dem Tode der Jungen zu ihrem langjährigen Nest und Partner in Triangel blieb also nur eine kurzfristige Episode. Das Nest dort war heute gegen Mittag nicht besetzt.
 
Die Frage, wohin der gestern in Neudorf-Platendorf mit einer Beinverletzung gesichtete Storch gehören mag, konnte noch nicht beantwortet werden. Im Nest vor Ort weisen beide Altstörche keine Behinderungen auf. Möglicherweise handelt es sich ja um das junge Weibchen, das am Mittwoch in Triangel nach Kämpfen von ihrer Vorgängerin verdrängt worden war.
16. Mai 2015
Brutstorch in Parsau vermisst - Eier geborgen
Den ganzen gestrigen Tag über Nacht bis heute Mittag ist der zweite Brutstorch des Nestes in Parsau/Ort nicht mehr gesichtet worden - und somit auch keine Brutablösung. Da ein Storch allein natürlich keine Brut hochbringen kann, habe ich heute Mittag mit Hilfe eines Teleskopladers drei Eier geborgen und zum Ausbrüten in die NABU-Pflegestation nach Leiferde gebracht.
 
Ein viertes Ei habe ich im Nest gelassen für den Fall, dass der vermisste Storch doch noch wieder zurückkehrt und es schafft, mit seinem Partner das eine Junge aufzuziehen. Für diesen Fall wäre es denkbar, die in Leiferde geschlüpften Jungen später wieder ins Nest in Parsau zurück zu setzen. Schlupftermin müsste um den 18. Mai herum sein.
 
Grund für das Ausbleiben eines Altstorchs mitten in der Brutphase könnte ein Unfall oder mangelnde Brutreife sein. Vor drei Jahren verschwand - ebenfalls in Parsau - das Weibchen und ward nicht mehr gesehen. Dass sie aber nicht gestorben war, zeigte sich im Jahr darauf. Da brütete dieses Weibchen in einem Nest in Mecklenburg-Vorpommern.

Weitere Nachrichten aus dem Kreis Gifhorn
Bezüglich des Brutabbruchs in Dannenbüttel hat sich herausgestellt, dass beide Partner anschließend noch gemeinsam auf der Wolfsburger Deponie Futter suchten (Ablesung Georg Fiedler). Das Weibchen muss also erst nach dem Tod der Jungen zu ihrem langjährigen Brutstandort in Triangel zurück gekehrt sein und das dortige junge Weibchen vertrieben haben. Inzwischen ist sie wohl wieder in Dannenbüttel - und das Männchen in Triangel wieder solo. Allerdings: heute Nachmittag waren kurzfristig zwei Störche in Triangel auf dem Nest.
 
Aus Neudorf-Platendorf kam die Nachricht, dass auf einer gemähten Wiese am Platering ein beinverletzter Storch gesichtet wurde, der sich nur humpelnd mit Flügelunterstützung fortbewegen konnte. Weitere Beobachtungen sind vonnöten, um festzustellen, ob dieser Storch dem Nest in Triangel oder dem Brutnest in Neudorf-Platendorf zuzuordnen ist - oder ob es sich um einen ganz anderen handelt.
14. Mai 2015
Die Vorgeschichte
Acht Jahre lang hatte das Weibchen DEH H 3671 in Triangel gebrütet, davon die letzten sechs Jahre zusammen mit dem Männchen DEW 3X 085. In diesem Jahr aber wechselte sie zum Nachbarnest in Dannenbüttel und dem Männchen DEW 2X 980. Am 3. Mai schlüpften dort Junge. Das Triangeler Männchen hingegen fand erst nach langem Warten und Suchern eine - unberingte - neue Partnerin, die aber noch nicht nicht brutreif war.
 
Das Geschehen gestern
Aus Dannenbüttel kam die Nachricht, dass ein frischtotes und ein schon einige Tage totes Storchenjunge unter dem Nest gefunden wurden. Zeitweise war gar kein Altstorch auf dem Nest, dann lediglich einer. Der zweite tauchte nicht mehr auf. Diese Beobachtungen sprachen dafür, dass ein Brutabbruch erfolgt sein musste. Was war geschehen?
 
Die Auflösung heute
Dank der Beringung stelle ich heute fest: In Dannenbüttel ist nur noch - zeitweise - das Männchen anwesend. Das Weibchen entdeckte ich in der Nähe von Triangel - auf einer frisch gemähten Wiese - zusammen mit dem dortigen Männchen! Sie war offensichtlich zu ihm zurückgekehrt. Dazu passt, dass es gestern Kämpfe in Triangel gegeben hatte. Und das dortige unberingte junge Weibchen? Das stand heute längere Zeit solo auf dem Nest im benachbarten Neuhaus.
 
Offen bleiben diese Fragen
Ist DEH H 3671 nach Triangel zurückgekehrt, nachdem die Jungen in Dannenbüttel gestorben waren? Oder ist es in Dannenbüttel zum Brutabbruch gekommen, weil sie nach Triangel zurückgekehrt ist? Für ersteres spricht, dass das Triangeler Paar letztes Jahr auf den Verlust seiner Jungen mit einem Umzug ins benachbarte Neuhaus reagiert hatte. Somit könnte das Weibchen auch in diesem Jahr nach dem Verlust der Jungen nun in Dannenbüttel wieder den Neststandort gewechselt haben. Sollte dies zutreffen, bleibt aber dennoch diese Frage: Warum sind die Jungen im Nest in Dannenbüttel gestorben - trotz bruterfahrener Eltern und einer gegenwärtig guten Ernährungssituation.?
 
Und nun noch zwei aktuelle Abendmeldungen
Nach Kämpfen in Dannenbüttel stehen jetzt wieder zwei Störche im Nest. In Triangel landen zwei Störche. Einer fliegt wieder weg, kehrt zurück, fliegt wieder weg. Der andere bleibt.
11. Mai 2015
Loggerstorch DEH HH 844 (Kaiserwinkel) - erste Daten
Inzwischen sind beide Loggerstörche im Kreis Gifhorn ausgelesen worden. Auf der ersten Karte sehen wir die Zugroute von DEH HH 844 im letzten Herbst von Kaiserwinkel aus ins afrikanische Winterquartier.



Sie führt nach Südosten über den Bosporus durch Israel und Ägypten zunächst ziemlich direkt (obere Linie) in den Tschad und dann weiter nach Osten in den Sudan. Von dort aus erfolgt die Heimreise.



Die zweite Karte zeigt die Ankunft im Brutgebiet. DEH HH 844 steuert, von Osten kommend, zielbewusst seinen vorjährigen Brutstandort in Kaiserwinkel an. Weitere Auswertungen folgen.
 
Informationen aus dem Kreis Gifhorn
Die bisher geschlüpften Jungen sind nun in einem Alter von 1 bis 2 ½ Wochen. Derzeit erkennbare Anzahl gleichzeitig emporgereckter Köpfchen (von mir heute festgestellt): Einer in Ausbüttel, zwei in Weyhausen/West und Dannenbüttel, je drei in Rothemühle, Vollbüttel, Wesendorf. In Leiferde/Schornstein sind es nach anfangs fünf nun vier, von denen einer am Hals eine Verdickung (?) hat. Gefüttert wird auch in Hülperode.
9. Mai 2015
Doppelsitzer
Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal mitten in der Bebrütungsphase in Langlingen gleich beide Altstörche im Nest nebeneinander sitzen sah, bekam ich einen Schreck: Bedeutete dies, dass nicht mehr gebrütet wurde? Es zeigte sich dann: Das war nicht der Fall. Die Brut verlief normal. Warum sich der gerade nicht brütende Storch neben seinen brütenden Partner gesetzt hatte, blieb offen. Denkbar ist einfach nur ein Ausruhen, vielleicht auch ein ungeduldiges Warten, nun selbst endlich mit Brüten wieder an die Reihe zu kommen. Oder ist dieses Nebeneinandersitzen Ausdruck für die empfundene innere Nähe zum Partner?
 
In Osloß hatte es am 26. April heftigste Kämpfe gegeben. In wieweit dies Auswirkungen auf schon gelegte Eier hatte, bleibt unklar. Es sieht danach aus, dass (weiter) gebrütet wird. Vor einer Woche saßen beide Altvögel dort nebeneinander im Nest - und heute schon wieder!
 
Ebenfalls zu zweit im Nest saßen heute das Männchen und seine seit gestern wohl nun vierte Partnerin in dieser Saison in Ettenbüttel. Da kann ich mir schon vorstellen, dass er möglichst nahe bei ihr sein will aus Angst, nun auch sie wieder zu verlieren.
 
Weitere Informationen
Im Kreis Gifhorn sind nach Rothemühle, Leiferde/Schornstein, Wesendorf und Ausbüttel/Siedlung nun auch Junge geschlüpft in Vollbüttel, Dannenbüttel und Weyhausen/West.
 
Im Kreis Celle folgte auf Hornbostel, Altencelle und Nienhagen gestern nun Hohne.
 
Momentan sind die Nahrungsmöglichkeiten gut. Aufgrund der zwischenzeitlichen Regenschauer ist der Boden durchfeuchtet und die Storcheneltern finden genügend Regenwürmer - die Hauptnahrung der Jungen in den ersten Wochen.
8. Mai 2015
Fünf Junge im Nest - und hat der Loggerstorch endlich eine Bleibe gefunden?
Diese Meldung kam gestern aus Leiferde: Von der Kamera dokumentiert füttern Männchen "Fridolin und seine neue Partnerin namens Friederike derzeit fünf Storchenjunge im Nest auf dem Molkereischornstein. Dies ist erfreulich, aber nicht ganz ungewöhnlich. Da Weißstörche im Schnitt drei bis fünf Eier legen, können anfangs auch entsprechend viele Junge schlüpfen. Damit tritt die Natur sozusagen erst mal in Vorlage. Wie viele der geschlüpften Jungen dann letztlich flügge werden, das richtet sich ganz wesentlich nach den Nahrungs- und Wetterbedingungen sowie der elterlichen Erfahrung. Im Schnitt sind es etwa zwei.
 
Fünf flügge Junge gab es in den 45 Jahren seit 1970 im Kreis Gifhorn in fünf Fällen, und zwar in Zasenbeck (1971), Wahrenholz (1977), Lüben (1998), Wesendorf (2007) und Parsau/Wiesen (2010).
 
Im Kreis Celle waren es drei, und zwar in Wiedenrode (1971), Eschede (1979) und Nienhagen (2004).
 
Weitere Informationen aus dem Kreis Gifhorn
Der Datenloggerstorch DEH HH 849 und das unberingte Weibchen haben sich nach einigen Tagen und Nächten Aufenthalt in Tülau-Fahrenhorst wohl nun für das Nest im benachbarten Bergfeld entschieden. Dort wird seit vorgestern übernachtet. Friedrich Börner konnte gestern das Männchen beim Heranschaffen von Nistmaterial beobachten. Heute erhielt ich die Nachricht, dass beide Störche auf einer Wiese in der Nähe Nahrung suchten. Dass es für sie jetzt noch zu einer Brut reichen wird, ist nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht völlig unmöglich.
 
In Hahnenhorn und GF-Winkel sprechen die Beobachtungen dafür, dass nun gebrütet wird.
 
In Ettenbüttel ist das Männchen nicht mehr solo. Heute stand das in dieser Saison wohl vierte Weibchen mit auf dem Nest.
 
Im Kreis Celle wird sich in den nächsten Tagen entscheiden, ob das am 2. Mai in Hambühren eingetroffene Paar vielleicht doch brüten wird.
6. Mai 2015
DEH HH 849 ist wieder aufgetaucht
Zwei mit einem Datenlogger besenderte Störche hatten in der letzten Saison im Kreis Gifhorn gebrütet. Der eine, DEH HH 844, ist auch in diesem Jahr auf "sein" Nest in Kaiserwinkel zurückgekehrt. Als der zweite, DEH HH 849, an seinem vorjährigen Brutnest in Vorhop eintraf, fand er es schon von einem Nachfolger besetzt. Der erwies sich als stärker. DEH HH 849 zog sich für einige Tage ins Nachbardorf Schönewörde zurück. Anschließend wurde er bei Wolfsburg in einer 6er Gruppe abgelesen.
 
Gestern nun habe ich ihn wieder gefunden - mit einem unberingten Weibchen auf dem Nest in Tülau-Fahrenhorst. Das ist insofern bemerkenswert, weil dieser Ort nur 5 km von Parsau entfernt liegt. Dort hatte er 2013 gebrütet und war auch 2014 zwei Wochen gewesen, bevor er nach Vorhop weiter flog. Nun ist er sozusagen in seine alte Brutregion zurück gekehrt. Ob das Paar in Tülau-Fahrenhorst bleibt, wird sich zeigen. Mitarbeiter des Projektes "Loggerstörche" werden versuchen, möglichst bald die Daten auszulesen und dann den Logger wieder von "Reisebetrieb" auf "Brutbetrieb" umzustellen. Damit wird dann alle fünf Minuten der jeweilige Aufenthaltsort registriert.
 
Wir erhoffen uns von beiden Loggerstörchen auch nähere Informationen, worin bei den Ostziehern Gründe für Verzögerungen bei der diesjährigen Rückkehr zu suchen sind.
 
Weitere Informationen aus dem Kreis Gifhorn
In Wesendorf sind mindestens drei Junge im Nest. Da die Sirenenstörche in Schönewörde des Öfteren noch - wie gestern - gemeinsam unterwegs sind, ist das erst zweijährige Weibchen wohl noch nicht ganz brutreif. Der vermutete Schlupf der Jungen in Rühen hat doch noch nicht stattgefunden. Es wird weiter gebrütet.
 
Weitere Informationen aus dem Kreis Celle
In Altencelle sind mindestens vier Junge im Nest. In Hornbostel konnte ich erstmals zwei Köpfchen sehen. In Bannetze spricht vieles dafür, dass nun gebrütet wird. Das gleiche gilt für das Baumnest in Celle/Stadt. Das Paar auf der neuen Nisthilfe in Hambühren ist nun schon sechs Tage da. Da es außer Paarungs- auch Nestbauaktivitäten zeigt, ist nicht ausgeschlossen, dass es doch noch zu einer Brut kommen wird.
4. Mai 2015
Werden sie noch brüten?
Diese Frage wird mir - wie heute in Hambühren (CE) - in der nächsten Zeit wohl noch mehrere Male gestellt werden. Vorgestern Abend landeten dort zwei Störche auf der neuen Nisthilfe. Nachdem sie zunächst einige Nilganseier abgeworfen hatten, sind sie bisher geblieben. Zeitweise sind sie unterwegs, kommen aber zurück. Ab und zu paaren sie sich. Nestbauaktivitäten sind (noch?) nicht festzustellen.
 
Die Störche, die - oft schon verpaart - seit Anfang Mai bei uns auftauchen, sind meistens noch sehr jung und noch nicht ganz brutreif. Sie üben schon mal. Manche bleiben sogar die ganze Saison über, andere fliegen bald oder nach einiger Zeit weiter.
 
Nicht zur Brut kommen kann es auch, wenn sich einer der beiden Partner als noch nicht brutreif erweist. Dazu gehört wohl das Paar in Triangel, bei dem das neunjährige Männchen vor 24 Tagen endlich eine Partnerin gefunden hatte. Doch die ist wohl noch zu jung. Tagsüber sind die beiden nun meist gemeinsam unterwegs. Heute gegen Mittag statteten sie dem Nest in GF-Lehmweg einen Besuch ab. Anzeichen für eine Brut gibt es bisher nicht.
 
In diesem Jahr eine besondere Komponente ist, dass einige Brutstörche der letzten Jahre aufgrund von Zugverspätungen bei den Ostziehern noch kommen könnten. Bei ihnen tickt aber mittlerweile die biologische Uhr, so dass die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Brut (bald) nicht mehr gegeben sind.
 
Weitere Nachrichten aus dem Kreis Celle
In Winsen mit der neuen erst zweijährigen Störchin wird gebrütet, in Wolthausen ebenfalls, in Bannetze (noch) nicht. In Altencelle waren heute mindestens zwei Junge kurzfristig zu sehen. Auch in Nienhagen wird gefüttert.
2. Mai 2015
Nachgelege
… gibt es bei Weißstörchen in seltenen Fällen. Der Nachweis ist nur möglich, wenn die Störchin beringt ist. Ohne Ringbeweis kann in Fällen, in denen durch Nestkämpfe ein Brutabbruch erfolgt ist und dann später erneut gebrütet wurde, dies genau so gut - und wahrscheinlich sogar weitaus häufiger - durch ein neues Weibchen geschehen, das bei den Kämpfen ihre Vorgängerin vertrieben hatte.
 
Aufgrund der Beringung war es 2009 in Klein Schwülper eindeutig: Nach Kämpfen mit Brutabbruch und neuem Partner legte das Weibchen DEW 3X 631 noch einmal nach. Drei Junge schlüpften, von denen letztlich zwei flügge wurden.
 
In diesem Jahr gab es in Calberlah/Wiesen nach knapp einer Woche Anfang April einen Brutabbruch. Das Weibchen DEW 6X 266 tauchte dann am 7. April in Rötgesbüttel auf, wurde dann aber von mir am 12. April wieder in Calberlah abgelesen. Mittlerweile wird dort erneut gebrütet. Somit ist klar: Die Störchin hat noch einmal nachgelegt. Wann genau, ist nicht festzustellen, lässt sich aber dann hoffentlich nach dem Schlüpfen der Jungen rekonstruieren.
 
Nachgelege bei Weißstörchen sind dann möglich, wenn der Verlust des ersten Geleges noch in der Legephase und ganz am Anfang der Brutphase geschah.
 
Weitere Informationen aus dem Kreis Gifhor
Der "Sirenenstorch" in Schönewörde ist weiter mit seiner zweijährigen Partnerin mit dem Ausbau des Nestes auf dem Flachdach des Feuerwehrgebäudes beschäftigt.
 
In Volkse wartet das Männchen der letzten beiden Jahre nun auf das Eintreffen (s)eines Weibchens.
 
Geblieben ist das Paar in GF-Winkel, so dass dort die Chance auf eine erste Storchenbrut im Ort überhaupt besteht.
 
Das Männchen in Triangel hatte nach der Abwanderung seiner langjährigen Partnerin zum Nachbarn in Dannenbüttel zwar nun endlich eine Partnerin gefunden, doch scheint diese noch nicht ganz brutreif zu sein. Das Paar macht keine Anstalten zu brüten. Tagsüber sind beide unterwegs und kommen erst zum Übernachten zurück.
 
Auch in Hahnenhorn sind noch beide Störche da. In Ettenbüttel ist das Männchen nach Abflug auch des dritten Weibchens in dieser Saison weiter erneut solo. In Lüben hat der Einzelstorch nach langem Warten offensichtlich den Ort wieder verlassen.
Unklar ist, ob bei den heftigen Kämpfen vor einer Woche in Osloß bereits vorhandene Eier zerstört wurden. Heute saßen beide (!) Störche nebeneinander im Nest.
 
Definitiv geschlüpft sind nun auch die Jungen in Wesendorf.
30. April 2015
Stressreaktion
Stress kann durchaus zu Überreaktionen führen. Dies kommt nicht nur bei Menschen vor. Am Montag waren im Nest in Altencelle die ersten Storchenjungen geschlüpft. Am Dienstag attackierte eine Gruppe von drei Fremdstörchen das Nest, das von beiden Eltern verteidigt wurde. Einem Angreifer gelang es sogar, auf dem Nest zu landen. Er wurde vom Männchen runtergebissen. Derart in Rage biss das Männchen dann das eigene Weibchen auch gleich noch mit vom Nest. Anschließend beruhigte sich die Situation aber wieder, und sie durfte zurück zu ihm und den Jungen.
 
Nachrichten aus dem Kreis Gifhorn
Seit gestern hat der Sirenenstorch in Schönewörde eine Partnerin mit Ring. Sie ist zwei Jahre alt und wurde von mir 2013 in Hoitlingen beringt. Wie erwartet, handelt es sich bei dem beringten Weibchen, das gestern nach heftigen Kämpfen den Platz neben dem beringten Männchen in Westerholz eroberte, um das Brutweibchen der letzten Jahre. Nun ist also, nachdem zunächst zwei unberingte Störche da waren, doch wieder das alte Paar zusammen. Vermutlich ist das nunmehr dritte Weibchen in Ettenbüttel nur einen Tag und eine Nacht geblieben. Heute jedenfalls stand DEW 7X 512 wieder solo im Nest. Da seit gestern Nachmittag nun in Hahnenhorn auch ein Weibchen ist, ist es durchaus möglich, dass dieses zuvor in Ettenbüttel war.
29. April 2015
In die Kälte geboren
In der letzten Nacht sanken die Temperaturen bis zum Gefrierpunkt, stellenweise sogar noch darunter. Auch tagsüber ist es doch ziemlich kühl - und das in der Zeit, in der nun auch bei uns die ersten Storchenjungen schlüpfen. Wie reagieren die Eltern darauf? Nun, sie versuchen die Phasen, in der die Jungen der Kälte ausgesetzt sind, möglichst kurz zu halten. Fütterung, Partnerwechsel und Aufstehen zwischendurch werden so schnell wie möglich absolviert, um dann die Jungen wieder unter die wärmenden Fittiche zu nehmen.
 
Geschlüpft sind im Kreis Gifhorn Storchenjunge nach Rühen nun auch in Ausbüttel, Leiferde/Schornstein (drei waren heute kurzfristig über den Monitor zu sehen) und Rothemühle.
 
Neu eingetroffen ist das vorjährige Männchen in Volkse, während ein mitgebrachtes Weibchen dann doch weitergezogen ist. In Westerholz ist nun vermutlich auch das beringte Weibchen der letzten Jahre angekommen. Es gab am späten Nachmittag heftigste Kämpfe. Die unberingte Konkurrentin musste weichen.
 
Nachrichten aus dem Kreis Celle: Entwarnung in Langlingen - und ein wohl nicht unwillkommener Besuch.
 
Gestern erreichte mich die Nachricht, dass am Sonntag ein beringter Storch mit stark verdicktem Knie bei Offensen gesichtet worden war. Er soll bei seinem Abflug nur auf einem Bein gehumpelt sein. Da Offensen zum Nahrungsrevier der Langlinger Störche gehört und die beiden beringt sind, habe ich sie mir heute angeschaut. Ergebnis: Keiner hat ein dickes Knie oder Probleme beim Auftreten.
 
Und dann geschah dort noch dieses: Während das Männchen brütete, kam ein zweiter Storch, flog aber am Nest vorbei und landete auf einem Schornstein. Ich konnte erkennen: Er ist unberingt. Das Männchen reagierte überhaupt nicht. Dann kam der Storch aufs Dach geflogen und ließ sich rund 20 Meter vom Nest entfernt nieder. Wieder keine Reaktion des Männchens. Anschließend rückte er auf dem Dachfirst Stück für Stück ans Nest heran, bis er in etwa fünf Meter Entfernung stehen blieb. Da das brütende Männchen immer noch nicht reagierte, war mir klar: Ein konkurrierendes Männchen war der Neue auf keinen Fall. Zehn Minuten lang tat sich gar nichts. Dann kam das Weibchen angeflogen - und scheuchte erst mal den Besucher weg. Nun stand auch das Männchen auf. Zusammen mit seiner Partnerin klapperte es gegen den Fremden. Ich interpretiere das Geschehen so: Der Besuchsstorch war ein junges Weibchen. Es machte leise Annäherungsversuche, ohne aber im Geringsten aggressiv zu sein. Was sich das brütende Männchen dabei gedacht hat, lassen wir mal offen. Erst als seine Partnerin zurückkehrte, wandte es sich pflichtschuldig mit ihr gegen die andere.
 
In Bannetze war heute außer dem Männchen erstmals seit längerem wieder ein Weibchen auf dem Nest. Ob es bleiben wird?
28. April 2015
Aus dem Nest geworfen
… wurde am 3. Juni 2011 ein Storchenjunges in Vellahn-Melkof (LK LWL-Parchim). Storcheneltern machen so etwas zuweilen. Warum? Vielleicht wollen sie die Jungenzahl dem aktuellen Nahrungsangebot anpassen. Oder das Junge hat sich irgendwie nicht so verhalten, wie ein normales Junges es tun müsste. Oder es handelt sich um eine elterliche Stressreaktion, manchmal auch aus Unerfahrenheit.
 
Das Junge in Melkof überlebte den Abwurf. Es wurde nach Leiferde gebracht und in der dortigen Pflegestation weiter aufgezogen. Es erhielt die Ringnummer DEW 5X 579. Flügge geworden zog es dann im Spätsommer mit anderen Jungen ab. Zwei Jahre darauf kam ein erstes Lebenszeichen. Dieser Storch wurde im August 2013 zusammen mit anderen auf einem Acker bei Dresden abgelesen.
 
Am 26. April 2015 vormittags landete ein Storchenpaar auf der neuen Nisthilfe in GF-Winkel/Ort. Die beiden sind bisher geblieben. Sie paaren sich und bauen weiter am Nest. Das Männchen trägt die Ringnummer DEW 5X 579. Es ist somit in die Region zurückgekehrt, in der es vier Jahre zuvor aufgezogen worden war. Nun sind natürlich alle Storchenfreunde gespannt, ob es zur ersten Storchenbrut überhaupt im Ort kommen wird.
 
Weitere Informationen aus dem Kreis Gifhorn
Vier Tage nach dem Verschwinden des Weibchens in Ettenbüttel hat das dortige Männchen seit heute Mittag wieder eine Partnerin. Da die beiden sich offensichtlich erst noch ein wenig aneinander gewöhnen müssen, ist davon auszugehen, dass es sich um keine der beiden Vorgängerinnen in diesem Jahr handelt. Vielleicht kommt ja die alte Redewendung "Aller guten Dinge sind drei" hier noch zum Tragen. In Lüben ist der Einzelstorch inzwischen des langen Wartens auf einen Partner überdrüssig geworden und nach knapp einem Monat weiter gezogen.
26. April 2015
Drohne, Kämpfe - und vielleicht die ersten Jungen geschlüpft
Aus Ettenbüttel kam die Nachricht, dass wohl seit zwei Tagen nur noch ein Storch da ist und der inzwischen das Nest kurzfristig verlässt, um Nahrung zu suchen. Vor Ort zeigte sich heute Morgen: Das Männchen DEW 7X 512 stand bei meiner Ankunft im Nest. Dann flog es für gut eine Stunde auf Nahrungssuche. Das Weibchen fehlte. Da wir an sich schon mit einem Brutbeginn gerechnet hatten, war nun die Frage: Liegen jetzt die Eier im Nest und kühlen aus? Über Reinhard Meier vom NABU Meinersen konnte eine Drohne (Mikrokopter mit Fotoapparat) organisiert werden. Bei deren Einsatz zeigte sich: Es lagen keine Eier im Nest. Ein Einsatz zur Bergung war somit nicht erforderlich. Das Männchen hat nun durchaus noch die Chance, mit einer neuen Partnerin Junge groß zu ziehen.
 
Es gibt fünf mögliche Gründe, warum das Weibchen verschwunden ist

  1. Sie ist einem Unfall zum Opfer gefallen
  2. Sie ist an Legenot außerhalb des Nestbereiches gestorben.
  3. Die Partnerschaft hat nicht geklappt
  4. Sie war noch nicht ganz brutreif und ist dann weitergezogen.
  5. Ein Schockerlebnis auf dem Nest (Kämpfe, Waschbär u.a.) oder in der Nähe führte zum Verlassen. Für die ersten vier der fünf möglichen Gründe habe ich selbst schon Beispiele erlebt.
         
Weitere Nachrichten aus dem Kreis Gifhorn
Heftigste Kämpfe gab es heute um das Storchennest in Osloß. Ein Angreifer - ein zweiter segelte mehr unbeteiligt hoch über allem - versuchte das Nest zu erobern. Seine Angriffe wurden immer heftiger. Ab und zu gelang es ihm, auf dem Nest zu landen. Dort wurde der Kampf Brust an Brust und Schnabel gegen Brust ausgetragen. Zeitweise fielen alle drei Störche ineinander verkeilt vom Nest. Manchmal war das Nest leer, weil alle drei im Luftkampf beschäftigt waren. Das Ergebnis blieb offen. Zwei Stunden später saß wieder ein Storch im Nest - und der Partner stand daneben. Sollte schon mit der Brut begonnen worden sein, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass die Eier die heutigen Kämpfe unbeschadet überstanden haben.
 
Möglicherweise sind gestern die ersten Storchenjungen im Kreis geschlüpft, und zwar in Rühen. Beobachter vor Ort meldeten, dass ein Reste-Auffressen von Regenwürmern u.a. zu sehen war. Dies ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass nun gefüttert wird. Zeitlich könnte der Schlupftermin passen, da die Ankunft bereits sehr zeitig stattfand. Eine genaue Festlegung des Brutbeginns war nicht möglich, weil der jeweils eine Storch oft so tief in der Nisthilfe saß, dass nichts von ihm zu sehen war.
 
Bei meinen heutigen Beobachtungen vor Ort konnte ich ein Füttern nicht eindeutig feststellen, wohl aber mehrfach ein leises Schnabelklappern des Storches im Nest. Dies geschieht normalerweise zur Kommunikation mit den Jungen.
25. April 2015
Wahrenberg - und die Ostziehersituation
Gestern und heute mit Friedrich Börner war ich in meiner "zweiten Storchenheimat" Wahrenberg bei Wittenberge/Elbe. Dort hatten sich im Vorjahr 19 Paare niedergelassen - eine wie auch für etliche andere Besiedlungsschwerpunkte in Sachsen-Anhalt neue Höchstzahl. Auch in diesem Jahr sieht es bisher gut aus: 17 Paare und zwei Einzelstörche sind da. Hier, wo nur maximal zwei Paare Westzieher sind, kann man also nicht von einem bisherigen Ausbleiben oder gar einem "Störungsjahr" der Ostzieher sprechen.
 
Im nicht weit entfernten Rühstädt (38 Paare 2014) waren es hingegen am Donnerstag erst 26 Paare und einige Einzelstörche. Diese Ergebnisse spiegeln in etwa die bisherige Situation der Ostzieher wider: Es gibt Bereiche, da fehlen kaum noch Störche - und andere, wo gerade mal zwei Drittel der erwarteten Paare eingetroffen sind. Eine endgültige Beurteilung wird erst Mitte Mai möglich sein.
 
Aktuelles aus dem Kreis Celle
Seit Donnerstag ist auch das Baumnest in Celle/Stadt besetzt. Mit gegenwärtig 13 Paaren und einem Einzelstorch (Bannetze) sind wir jetzt nahe dran am Vorjahrsergebnis von 15 Paaren.
 
Aktuelles aus dem Kreis Gifhorn
Hier war in den letzten Tagen vor allem nordöstlich von Gifhorn viel in Bewegung. Die Paare in Westerholz und Betzhorn sind - mit einem jeweils neuen Weibchen - nun komplett. In Schönewörde sind die "Sirenenstörche" zurück und setzen ihre Nestbauaktivitäten unterhalb der Sirene auf dem Feuerwehrgebäude fort. Der aus Vorhop vertriebene Loggerstorch ist nun weitergezogen. Heute wurde er in einem Trupp mit fünf anderen Störchen auf einem Acker zwischen Ilkerbruch und der Deponie Wolfsburg abgelesen. Der erste Storch in Wittingen ist geblieben.
 
Mit derzeit 36 Paaren und fünf Einzelstörchen ist dies bereits jetzt der zweitbeste Bestand nach dem Rekordergebnis (44 Paare) des Vorjahres.
23. April 2015
Die ersten sind geschlüpft - und andere noch nicht eingetroffen
Seit einer Woche schlüpfen die ersten Weißstorchjungen - zunächst im süddeutschen Raum, aber nun auch beispielsweise in Wendeburg (Peine). Zum Monatsende wird dies - hoffentlich - auch im Kreis Celle (Altencelle, Hornbostel, Nienhagen) und im Kreis Gifhorn (Rothemühle, Leiferde, Dannenbüttel, Vollbüttel und Wesendorf) der Fall sein. Andererseits sind an etlichen Brutstandorten des letzten Jahres noch keine Störche oder erst einer eingetroffen. Im Moment ist es noch nicht abzuschätzen, ob es bei den Ostziehern ein Störungsjahr geben wird. Im Grunde erhalte ich noch fast jeden Tag Meldungen über Neuankömmlinge. Anfang Mai werden wir klarer sehen.
 
Aktuelle Meldungen
Im Kreis Celle ist der 2. Storch in Bannetze weiter gezogen. Somit fehlt im Vergleich zum Vorjahr dort noch ein Storch, während in Adelheidsdorf noch keiner eingetroffen ist. Ob der erste auf dem Baumnest in Celle/Stadt, der heute Abend angekommen ist, dort bleibt, wird sich morgen zeigen.
 
Im Kreis Gifhorn komplett sind nun auch die Paare in Neudorf-Platendorf und Weyhausen/Süd (Hohe Horst) und seit heute wohl auch in Betzhorn. Der erste Storch in Wittingen ist offenbar geblieben. Bisher nur Einzelstörche sind ebenso in Bergfeld, Hahnenhorn, Leiferde/Mast, Lüben, Schönewörde und Westerholz. Noch nicht besetzt sind Klein Schwülper, Neuhaus und Volkse.
 
Generell gilt: Bei Störchen, die nach dem 1. Mai eintreffen, verringert sich die Aussicht auf eine erfolgreiche Brut von Tag zu Tag. Meistens handelt es sich dann dabei ohnehin um jüngere, noch nicht (ganz) brutreife Störche. Ausnahmen kann es besonders dann geben, wenn sich in Störungsjahren die Rückkehr aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen auf dem Zug verzögert.
20. April 2015
Der Storch mit dem Hängebein
Anfang April wurde er erstmals gesichtet, DEW 1T 623, 2013 in Peine-Wendesse beringter nun zweijähriger Storch. Mehrere Tage lang versuchte er das Nest in Ettenbüttel zu erobern, wurde aber immer wieder vom dortigen Männchen vertrieben. Auffällig: Beim Fliegen hing das rechte Bein halbschräg nach unten. Der Storch konnte aber - leicht humpelnd - problemlos gehen und auch die Zehen bewegen. Vermutlich hatte er sich schon vor längerer Zeit eine Verletzung zugezogen, durch die das rechte Bein teilweise versteift ist - und hatte damit überlebt. In den Folgetagen kamen dann Nachrichten aus Ahnsen, Rötgesbüttel und Hahnenhorn von einem Storch mit beim Fliegen abstehendem rechten Bein. Inzwischen ist 1T 623 aus dem Kreis Gifhorn wohl in den Kreis Celle gewechselt, denn gestern wurde ein Storch mit dieser für ihn typischen Beinhaltung zwischen Hambühren und Oldau gesichtet. Ob es ihm schon in diesem Jahr gelingt, doch noch irgendwo sesshaft zu werden?
 
Weitere Nachrichten aus dem Kreis Gifhorn: In Westerholz war es doch nicht "das" Weibchen. Das Männchen ist wieder solo. In Isenbüttel ist gegenwärtig keine Brut (mehr), nachdem in den letzten Tagen mehrfach beide Partner das Nest verlassen haben.
 
In Schönewörde hat der Loggerstorch wieder auf der Nisthilfe Hansen übernachtet, ist aber heute nicht gesichtet worden.
19. April 2015
Auch der zweite Loggerstorch DEH HH 849 ist zurück
… aber als er gestern auf seinem vorjährigen Brutnest in Vorhop (GF) landen wollte, fand er dieses besetzt. Ein unberingtes Männchen war bereits am 9. März eingetroffen, das vermutliche Weibchen des Vorjahres dann am 12. April. Nach heftigen Kämpfen gestern zog sich HH 849 ins benachbarte Schönewörde zurück. Da er sich dort auf der Nisthilfe Hansen mit einem Weibchen paarte, ist davon auszugehen, dass seine Partnerin des Vorjahres ihm kurzfristig von Vorhop dorthin gefolgt war. Nachdem es auch heute Vormittag in Vorhop wieder Kämpfe geben hatte, war die Situation um 10:30 Uhr so: Der Loggerstorch stand auf der Nisthilfe am Wiesenweg in Schönewörde, das unberingte Paar auf dem Nest in Vorhop.
 
Weitere Informationen
Im Kreis Gifhorn komplett ist nun doch mit neuem Männchen das Paar in Ahnsen, seit gestern wohl auch das vorjährige in Westerholz und seit heute das in Wagenhoff. In Neudorf-Platendorf saß ein Storch im Nest.
 
Im Kreis Celle ist 27 Tage nach dem Männchen nun auch das Weibchen in Wolthausen eingetroffen, so dass nach der abgeschlossenen Nilgansbrut auf dem Storchennest nun auch die Störche zur Brut schreiten können. In Wathlingen landete heute ein unberingter Storch. Ob er bleibt?
17. April 2015
Endlich: Der erste Datenlogger-Storch ist da
Im vergangenen Jahr brüteten zwei mit Datenlogger besenderte Störche im Kreis Gifhorn.

  1. DEH HH 844 - Männchen in Kaiserwinkel. Dieser Storch ist nun am Mittwoch (14. April) wieder auf sein Nest zurückgekehrt, seine vorjährige Partnerin DEH H 8654 ebenfalls. Der Storchenhof Loburg als unser Projektträger ist informiert. Nun gilt es möglichst bald die Daten auszulesen. Es wird gerade in diesem Jahr mit so vielen verzögerten Ankünften der Ostzieher interessant sein, herauszubekommen, wo die Gründe dafür liegen. Nach dem Auslesen wird der Logger vom Reiserythmus auf den Brutrhythmus umgestellt (alle 5 Minuten Datenfeststellung).

  2. DEH HH 849 - Männchen, im Vorjahr nach Umzug von Parsau/Ort nach Vorhop dort Brut. Dieser Storch ist bisher noch nicht wieder aufgetaucht. In Vorhop ist "sein" Platz schon seit längerem von einem unberingten Männchen besetzt.
 
Weitere Informationen
Im Kreis Gifhorn ist nun komplett das Paar in Osloß und in Wahrenholz. Weiter Einzelstörche sind in Altendorf (geblieben?) Bergfeld, Betzhorn, Lüben, Schönewörde (geblieben?), Wagenhoff (wieder weg?), Westerholz, Weyhausen/Süd (Hohe Horst). Unklar ist die Situation weiterhin in Ahnsen .
 
Im Kreis Celle ist seit dem 15. April auch das Paar in Bannetze komplett. Der Storch in Wolthausen ist noch solo.
13. April 2015
Endlich kommen sie
... in größerer Anzahl, die schon sehnsüchtig erwarteten Ostzieher unter den Weißstörchen, die in den Kreisen Celle und Gifhorn etwa die Hälfte des Bestandes ausmachen. Etliche Horste sind in den letzten Tagen besetzt worden. Es hat aber auch naturgemäß einige Veränderungen gegeben.
 
Aktuelles aus dem Kreis Celle
Der erste Storch ist in Bannetze eingetroffen. In Winsen ist nach 26 Tagen auch ein Weibchen angekommen - allerdings nicht das der letzten drei Jahre. Dies nun ist eine Zweijährige des Jahrgangs 2013 aus Kaiserwinkel (GF). Schon interessant: Ihre Vorgängerin, die ja durchaus noch kommen kann, stammte vom nur 3 km davon entfernten Nest auf dem Forsthaus Giebel. In Langlingen ist jetzt das Männchen da. In Wienhausen ist das Paar komplett. Das Paar in Oldau ist weiter zusammen.
 
Mit derzeit 23 von 30 (2014) Störchen sind somit 76% der Störche des Vorjahres eingetroffen. Zur Zeit fehlen noch: Je ein Paar in Adelheidsdorf und Celle Stadt, sowie der zweite Storch in Bannetze, Langlingen und Wolthausen.
 
Aktuelles aus dem Kreis Gifhorn
Das Weibchen aus Ahnsen ist wieder weg. Nach dem Brutabbruch in Calberlah ist das zwischenzeitlich nach Rötgesbüttel geflüchtete Weibchen wieder zurück in Calberlah. In Didderse ist das Paar komplett, ebenfalls in Hankensbüttel, Knesebeck, Leiferde/Baum, Osloß. In Triangel hat DEW 3X 085 endlich nach 40 Tagen eine neue Partnerin. So ganz harmoniert das aber noch nicht. Er wirft sie ab und zu vom Nest wieder runter. In Vorhop ist nun wieder ein zweiter Storch da - das beringte und besenderte Männchen des letzten Jahres fehlt aber noch. In Westerholz waren bis heute zwei unberingte Störche. Nun hat das Männchen der letzten Jahre seinen Platz wieder erobert. Die beiden anderen sind weg. Ob das Weibchen auch noch kommt? Ein neues Weibchen ist seit gestern in Rötgesbüttel - hat sie die aus Calberlah geflüchtete Störchin nun auch hier vertrieben? Sie wurde 2007 in Treugeböhla/Sachsen beringt, hat bereits zweimal bei Wittenberg gebrütet, hatte im Vorjahr offensichtlich keinen Bruterfolg und tauchte dann Ende Juli in Schwülper auf.
 
Mit derzeit 62 von 88 (2014) Störchen sind somit 70% der Störche des Vorjahres eingetroffen.
11. April 2015
Der 11. April 1945 - und die Weißstörche
Heute vor 70 Jahren rückten die amerikanischen Truppen auf ihrem Vormarsch auch in das Braunschweiger Land ein. Nun egal ob sie als Befreier oder Besatzer angesehen wurden, zumindest auf die Weißstörche hatte dies Geschehen vielfach negative Auswirkungen.
 
Den GIs bot sich in den Dörfern ein für sie ungewohnter Anblick: Auf Nestern hoch oben auf Schornsteinen und Hausdächern standen große Vögel - eine ideale Zielscheibe für Schießübungen. In seinem 550 qkm großen Betreuungsgebiet um Fallersleben herum registrierte damals Ludwig Lüders den Abschuss je eines Weißstorches in Barnstorf, Barwedel, Bergfeld, Danndorf, Esserode, Neuhaus und Rötgesbüttel. In Isenbüttel wurden beide Störche abgeschossen. Aufgrund der Verluste brüteten 1945 in dieser Region nur 16 Paare. Im Folgejahr waren es dann aber wieder 28. (Ludwig Lüders: Der weiße Storch in der Umgebung von Fallersleben, Beitr. z. Natk. Nieders. 148, 1, S. 21-24).
 
Von den einrückenden Amerikanern abgeschossene Weißstörche gab es darüber hinaus auch in so manchen anderen Dörfern im Braunschweiger und Celler Land.
9. April 2015
Ein Kampf um Ettenbüttel
16 Tage musste das Westzieher-Storchenmännchen in Ettenbüttel warten, bis endlich am 3. April (s)eine Partnerin kam. Das ganze Drumherum legte es aber ziemlich nahe, dass dies nicht das Ostzieher-Weibchen der letzten Jahre sein konnte - siehe "Auf Brautschau" vom 04.04.2015! Heute Nachmittag nun traf offensichtlich die Richtige ein! Sie attackierte sofort die Störchin auf dem Nest. Es gab heftigste Kämpfe zwischen den beiden Weibchen, während sich das Männchen in vornehmer Zurückhaltung übte. Am späten Nachmittag schien der Kampf zugunsten des langjährigen Weibchens entschieden. Am Abend aber flogen wieder die Federn. Endergebnis: Siegerin bleibt die Alte.

Weitere Beobachtungen im Kreis Gifhorn
In Parsau/Ort sind am 07. April nacheinander zwei Störche eingetroffen. In Ahnsen hatte sich nun auch ein Weibchen eingefunden. Mit der Paarung klappte es allerdings nicht so recht. Ein Storch ist nun auch in Wahrenholz. Der eine - unberingte - Storch in Westerholz ist neu, da beim Paar der letzten Jahre beide einen Ring trugen. Nach 42 Tagen Wartezeit ist nun auch das Weibchen in GF-Kästorf eingetroffen.
8. April 2015
Erster diesjähriger Brutabbruch - und eine Antwort auf gleich zwei Fragen
Am 25. März begann Paar DER O 7758 und DEW 6X 266 in Calberlah/Wiesen mit der Brut. Am 30. März war noch alles in Ordnung. Am 2. April stand (!) das Männchen im Nest, vom Weibchen war nichts zu sehen. Vier Tage darauf: Wieder stand das Männchen im Nest. Vom Nest flog ein beringter Storch ab, bei dem ich das Gefühl hatte, es könnte nun ein anderes Weibchen sein. Definitiv wurde nicht mehr gebrütet. Die Brut war zerstört.
 
Frage 1: Was hatte zum Brutabbruch geführt?
 
Gestern hatte ich vom Nest in Rötgesbüttel die Information über völlig mißglückte Paarungsversuche bekommen. Heute sah ich es dann selbst: Als das Männchen zur Paarung aufsteigen wollte, flog das Weibchen ab, drehte eine Runde und landete wieder. Beide klapperten solidarisch. Das wiederholte sich mehrmals. Eine Paarung gelang auch in der Folgezeit nicht.
 
Frage 2: Wie ist das doch ungewöhnliche Verhalten des Weibchens zu erklären?
 
Eine Antwort auf gleich beide Fragen ergab sich, als ich den Ring des Weibchens ablas: Es war DEW 6X 266, die Störchin aus Calberlah! Offensichtlich war sie nach einer Woche Brutdauer dort von einer Konkurrentin vertrieben worden. Dass sie nun ausgerechnet in Rötgesbüttel gelandet war, lässt sich einfach erklären: Sie war dorthin zurückgekehrt, wo sie im Jahr 2011 gebrütet hatte, bevor sie im Folgejahr nach Calberlah übergewechselt war. Ihre derzeitige Paarungsverweigerung könnte mit dem Schock der Vertreibung zusammenhängen - oder dass die bis dahin aufs Brüten eingestellte biologische Uhr eine Paarung derzeit nicht zulässt.
 
Wie wird es nun weitergehen?
In Calberlah sah ich heute nur das Männchen. Es baute am Nest. Ob das zweite Weibchen wieder weg ist, wird sich bald herausstellen. Immerhin: Eine erneute Brut nun mit einem neuen Weibchen ist durchaus möglich.
 
In Rötgesbüttel ist, wenn DEW 6X 266 bleibt, derzeit alles denkbar. Kommt ihre Vorgängerin noch, wird es Kämpfe geben. Kommt sie nicht, ist die Frage, ob bei DEW 6X 266 ein Zweitgelege möglich ist. Das ist gibt es durchaus, wenn auch sehr selten. Sonst werden dieses Jahr hier keine Storchenjunge aufwachsen.
 
Weitere Informationen
Über Ostern sind nun doch einige neue Störche eingetroffen.
 
Im Kreis Celle ist nun ein Paar in Oldau.
 
Im Kreis Gifhorn ist der erste Storch angekommen in Ahnsen, Didderse, Hankensbüttel, Ummern und Westerholz, Weyhausen/Süd (Hohe Horst). Jeweils ein Paar ist nun komplett in Giebel, Hoitlingen, Radenbeck und Rötgesbüttel.
5. April 2015
Wolthäuser Osterbotschaft
Gestern sind sie geschlüpft! Sie - das sind die jungen Nilgänse im Storchennest in Wolthausen. Als Nestflüchter sind sie dann sofort aus 12 m Höhe herabgesprungen und mit den Eltern abgezogen. Das Storchennest ist wieder frei - und wurde umgehend vom Wolthäuser Storch - endlich! - in Beschlag genommen (siehe Foto)!
 
Als der Storch am 22. März eintraf, fand er sein Nest schon besetzt. Nilgänse brüteten darauf. Nach heftigsten Kämpfen auf dem Nest und in der Luft behaupteten sich die Nilgänse. Der Storch baute dann ein Ausweichnest auf einem Hausschornstein nebenan. Doch die Stürme Maik und Niklas zerstörten es vollständig. Er baute erneut (siehe Foto)! Nun sind die Gänse weg. Es fehlt nur noch der zweite Storch. Und dann haben die beiden sogar zwei Nester zur Auswahl.
4. April 2015
Auf Brautschau
(Die Orte Ahnsen, Ettenbüttel und Müden liegen jeweils nur 4 km voneinander und sind ca. 15 km von Triangel entfernt.)
 
Als Brutstorch DEW 3X 085, 2006 im Nest Ilkerbruch beringt, am 1. März auf "sein" Nest in Triangel zurückkehrte, war seine Partnerin der letzten sechs Jahre schon zum Nachbarn nach Dannenbüttel umgezogen. Seitdem ist er solo. Anfangs wartete er auf dem Nest auf seine oder auch eine neue Partnerin. Doch es kam keine. Dann begann er seinen Radius zu erweitern. Er besuchte das Nest in Neuhaus. Er wurde gesichtet bei einer Paarung auf dem Nest in GF-Lehmweg. Doch 10 Minuten später war das Nest wieder leer, und er kehrte allein zurück. Auch im 7 km entfernten Isenbüttel war ihm kein Erfolg beschieden.
 
Gestern Morgen nun paarte sich ein zugleich eintreffendes Paar auf dem Nest in Ahnsen. Das Männchen war - DEW 3X 085. Sollte er endlich eine neue Partnerin gefunden haben? Eine halbe Stunde später tauchten die beiden auf dem Nest in Müden auf, paarten sich. Was denn nun? Dann flogen sie in Richtung Ettenbüttel. Bald danach kam die Meldung von dort: Nun ist endlich auch unsere Störchin eingetroffen. DEW 3X 085 indes stand wieder auf dem Nest in Ahnsen - allein. Am Abend kehrte er dann auf sein Heimatnest in Triangel zurück und übernachtete dort wie gewohnt.
 
Heute Vormittag: Vier Störche bewerben sich um das Nest in Ahnsen. Ein Paar gewinnt, paart sich sogleich, und das Männchen ist - DEW 3X 085. Ein zeitgleicher Anruf in Ettenbüttel:" Hier ist gerade nur ein Storch." Sollte etwa …? Eine halbe Stunde später: In Ettenbüttel sind wieder beide Störche auf dem Nest. Von DEW 3X 085 allerdings keine Spur. Das Nest in Ahnsen bleibt leer. Am Abend 19:40 Uhr: DEW 3X 085 fliegt wieder in Triangel ein, übernachtet dort - solo.
 
Es wird Zeit, dass die Ostzieher kommen!
3. April 2015
Die ersten brüten, manche sind wieder weg, viele werden noch erwartet
Von den zuerst gekommenen Westziehern haben inzwischen auch bei uns die meisten mit der Brut begonnen.
 
Im Kreis Celle brüten
Altencelle, Hornbostel und Nienhagen
 
Im Kreis Gifhorn brüten
Ausbüttel, Calberlah (?), Dannenbüttel, Leiferde-Schornstein, Rothemühle, Vollbüttel, Wesendorf, Weyhausen/West (?)
 
Weiter gezogen sind im Kreis Gifhorn: Der zweite Storch in Giebel (wohl wieder nach Jahrstedt zurück), Hoitlingen, Vorhop, Wasbüttel, sowie das Paar in Rühen. In allen Fällen handelt es sich um Westzieher, die sich nur vorübergehend auf bisherigen Ostzieher-Plätzen niedergelassen hatten.
 
Bisher eingetroffen sind im Kreis Celle 17 Störche = 56,7% des vorjährigen Bestandes (30), im Kreis Gifhorn 37 Störche = 42% des vorjährigen Bestandes (88).
 
Noch haben wir keine Anzeichen, dass das witterungsbedingt verzögerte Eintreffen von einem Großteil der Ostzieher nun begonnen hat.
1. April 2015
Storchenverluste durch Windkraftanlagen (WKA)
Heute stand in einigen Zeitungen das Foto von einem durch eine Windkraftanlage schwer verletzten Weißstorch. Es ist leider nicht der einzige, dem das passiert ist. An der Staatlichen Vogelschutzwarte Buckow (Brandenburg) ist eine Meldestelle für alle WKA-Opfer (Vögel und Fledermäuse) in Deutschland eingerichtet. Dort wurden bis zum 31. März 2015 insgesamt 44 durch WKA verursachte Weißstorch-Verluste gemeldet, darunter allein 13 aus Niedersachsen. Die Dunkelziffer ist natürlich noch wesentlich höher anzusetzen.
Da in der nächsten Zeit viele neue WKA ausgewiesen werden, sollten im Blick auf den Weißstorchschutz folgende Kriterien gelten: Keine Errichtung von WKA auf und am Rande von Grünland, Brachen und Feuchtbiotopen, die zu den Nahrungsflächen der Weißstörche zählen - und auf den Flugkorridoren vom Nest dorthin.
Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle (bis 2019) und Gifhorn



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Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle ( bis 2019) und Gifhorn



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